Wird HP demnächst zu Xerox gehören?
Leipzig, 15.01.2020
Es wäre wohl einer der größten Deals des Jahres: Der Premiumanbieter für Druck- und Kopiertechnik Xerox hat großes Interesse am weltweit bekannten IT-Konzern Hewlett-Packard. Es gibt den Plan zur Übernahme von HP durch Xerox. Dafür nimmt das Unternehmen große Schulden auf sich.
Was sich Xerox von einer Fusion verspricht
Xerox, das Urgestein der Druck- und Kopiertechnik agiert vorrangig im Bereich des B2B-Geschäfts. Die Umsätze werden größtenteils durch die Vermietung und Wartung von Maschinen generiert, die mittels längerfristiger Verträge dem Kunden zur Verfügung stehen. Xerox ist besonders in seinem Heimatland, den USA, eine überaus bekannte und erfolgreiche Marke. Jedoch im Vergleich zu Hewlett-Packard aus Kennzahlensicht ein deutlich kleinerer Wettbewerber. Laut Handelsblatt gibt es eine Umsatzdifferenz von ca. 22 Milliarden US Dollar. Auch bei der Mitarbeiteranzahl besitzt Xerox nur etwas mehr als die Hälfte von HP. Trotz dessen sind die Ambitionen von Xerox groß. Ein entscheidender Mehrwert einer Übernahme von Hewlett-Packard wäre die Schließung der Vertriebslücke im asiatisch- pazifischen Raum. Dort kam es 2019 zur Aufkündigung eines jahrzehntelangem Joint Venture mit Fujifilm. Mit HP im Boot könnte Xerox in Asien weiter präsent sein, denn in Ländern wie China betreibt HP bereits eine Vielzahl an Niederlassungen und hält Kooperationen.
Ein weiterer Aspekt, der sich positiv auswirken könnte, wären die verschiedenen Zielgruppen. Xerox konzentriert sich seit Jahrzehnten auf den Vertrieb im Geschäftskundenbereich. Dabei bietet der Konzern vorwiegend größere Druckmaschinen, viele mit A3-Formaten, für Büroanwendungen. Hewlett-Packard punktet mit der international enormen Bekanntheit. Außerdem ist HP primär im B2C-Vertrieb tätig, der Xerox bislang meist fehlt. Ein Zusammenschluss der beiden Big-Player würde einen sehr beträchtlichen und einflussreichen Anbieter am Markt für Druck- und Kopiertechnik hervorbringen.
Neben der Vertriebsseite, wäre eine Fusion der zwei Platzhirsche auch auf der Kostenseite ein Mehrwert. Experten schätzen das Einsparpotential bei einem Zusammenschluss auf zwei Milliarden US Dollar pro Firma. Mit einer möglichen Fusion verspricht sich Xerox auch deutliche Größenvorteile in den Bereichen Einkauf und Fertigung.
Wie Xerox sein Ziel eisern verfolgt
Die Pläne einer Übernahme von Hewlett-Packard durch Xerox bestehen höchstwahrscheinlich schon seit einem Jahr oder länger. Konkret darüber berichtet wurde erstmals im November 2019. Damals wandte sich Xerox‘ CEO John Visentin an den Vorstand von HP nachdem der Konzern das Übernahmeangebot in Höhe von 22 US Dollar pro Aktie ablehnte. In der Begründung wurde argumentiert, dass der angebotene Preis zu gering sei und den Wert der Marke Hewlett-Packard nicht widerspiegele. Visentin war über diese Äußerung eher irritiert, da Goldman Sachs HPs Wert auf nur 14 US Dollar pro Aktie schätzte. Xerox‘ CEO scheint sehr eisern, was die Fusion betrifft und so schließt er den Versuch einer feindlichen Übernahme nicht aus.
In dieser Woche nun kam es erneut zu Aufruhr in der Fusionsdebatte. Wie das Handelsblatt mitteilte, konnte sich Xerox eine beachtliche Kreditzusage beschaffen. Die Bank of America, Citigroup sowie Mizuho bestätigten, 24 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen. Xerox‘ CEO John Visentin will mit dieser Aktion „jeglichen Zweifel beseitigen“, dass Xerox den Deal finanzieren könne. Visentin geht nun aktiv in die Offensive und will sich persönlich mit dem HP-Vorstand treffen und über eine Transaktion verhandeln.
Trotz der großen finanziellen und persönlichen Bemühungen durch Xerox bleibt Hewlett-Packard hartnäckig und ist nicht zu Gesprächen bereit. Der HP-Vorstand sieht das Kernproblem, dass der angebotene Preis von Xerox weiterhin zu gering sei. Primäres Ziel sei noch immer “nachhaltigen, langfristigen Wert für die Aktionäre von HP zu schaffen”
Der Höhepunkt dieses IT-Krimis ist noch nicht erreicht. Es bleibt abzuwarten wie Xerox nun auf diese erneute Niederlage reagiert. Kommt es womöglich doch noch zum Versuch der feindlichen Übernahme? Man darf in jedem Fall gespannt sein, ob es letztlich noch zu einer Fusion kommt.