TU Dresden entwickelt Verfahren gegen Druckerüberwachung
Leipzig, 10.07.2018 – Trackingpunkte, winzig gelbe Punkte, die auf Ausdrucken von Farblaserdruckern entstehen, geben Auskunft über die eindeutige Seriennummer des Druckers, den Druckertyp oder das Druckdatum mit Uhrzeit. Mitarbeiter der TU Dresden haben diese genauer analysiert.
Fingerabdruck im Ausdruck
Im Rahmen einer Diplomarbeit untersuchten Timo Richter und Stephan Escher von der Professur Datenschutz und Datensicherheit der TU Dresden folgendes Vorkommen: Winzig gelbe Punkte auf Ausdrucken von Farblaserdruckern, die einen digitalen Fingerabdruck bilden. Die Muster der Punkte variieren je nach Hersteller und lassen das Erkennen der druckenden Person zu. Die Seriennummer des Druckers, der Druckertyp oder das Druckerdatum mit Uhrzeit können ausgelesen werden.
Experiment deckt Druckeridentifikationscodes auf
Ein durchgeführtes Experiment der Forscher umfasste 1286 Seiten von 141 Druckern verschiedener Hersteller und knüpft an Befunde aus dem Jahr 2005 an: Das Deutsche Forschungsinstitut entdeckte damals Codierungsmuster für Künstliche Intelligenz (KI), bei der die Mustererkennung über manuelle Bildvergleiche erfolgte. Nun sind die Erkenntnisse einen Schritt weiter. Muster können jetzt automatisch digital gefunden werden und größtenteils dahingehend dekodiert werden, welche Informationen sich im Ausdruck befinden.
Verfahren um die Codes zu zerstören
Timon Richter entwickelte darüber hinaus ein Verfahren, welches die Codes soweit zerstören kann, dass eine Rückführung auf die druckende Person nicht mehr möglich ist. Die App „Deda“ analysiert Muster auf dem Druckpapier und ergänzt das ursprüngliche Codewort in seinen freien Feldern um weitere Punkte und macht es somit nicht erkenn- und entschlüsselbar. Der Informatiker Stephan Escher äußerte sich folgendermaßen dazu:
Wir finden es wichtig, dass die Menschen über die vorhandenen Codes und die damit mögliche Überwachung aufgeklärt werden. Die neue EU-DSGVO regelt den Umgang mit digitalen Daten. Den wenigsten ist bewusst, dass sie auch mit analogen Geräten überwacht werden können.
Druckeridentifikation: gegen Kriminalität
Die Trackingpunkte können jedoch auch beim Aufdecken eines Kriminalfalls Unterstützung leisten. Einerseits können die Druckeridentifizierungscodes in der Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden. Ein brisanter Fall zeigt jedoch auch den Einsatz der Codes zur Überwachung: Die Whistleblowerin Reality Leigh Winner, die seit 2016 in der Hackeraffäre zwischen Russland und den USA Daten an die Nachrichtenwebseite „The Intercept“ übermittelte, wurde anhand der Trackingpunkte vom US-Geheimdienst überführt.
Grund der Tracking-Punkte?
Unklar bleibt bisher jedoch, warum Ausdrucke von Farblaserdruckern seit 15 Jahren mit den gelben Punkten gekennzeichnet werden. An dieser Stelle kann nur spekuliert werden, wofür die Codes nützlich sein könnten: Bei der Aufklärung von Versicherungsbetrug, Zeugnisfälschung oder darüber hinaus zusätzlich zum Wasserzeichnen, um unerlaubte Gelddrucke zu verhindern.
Quellen:
TU Dresden (2018): Geheime Daten auf dem Druckpapier? Diplominformatiker der TU Dresden entwickeln Verfahren gegen Druckerüberwachung.